Immer mehr Berufstätige sind den stetig wachsenden Anforderungen einer komplexeren und volatileren Arbeitswelt offenbar nicht gewachsen und werden psychisch krank. Durch die Burnout-Debatte in Fachöffentlichkeit und Publikumsmedien ist die Relevanz des Themas psychische Gesundheit von Beschäftigten angesichts des Risikopotenzials, das die stetig steigende Zahl der Erkrankten mit sich bringt, inzwischen zu einem hoch relevanten gesellschaftlichen Issue avanciert. Kosten in Milliardenhöhe aufgrund von Fehlzeiten und Produktionsausfällen sowie durch Behandlung der meist langwierigen psychischen Erkrankungen machen sich bei Unternehmen ebenso wie in der Gesellschaft bemerkbar, die als Solidargemeinschaft für die Auswirkungen von Langzeiterkrankungen letztendlich aufkommt.
Faktoren wie starker Erfolgsdruck, Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, ständige Erreichbarkeit, soziale Konflikte am Arbeitsplatz, fehlender Ausgleich in Form von Freizeit und auch die wachsende Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes wirken sich nachweislich negativ auf die Gesundheit von Erwerbstätigen aus. Mangel an Handlungsspielraum und Belohnung kann ebenso zu psychischen Belastungen führen. Arbeitgeber haben auf viele dieser Aspekte durch die Gestaltung des Arbeitsumfelds und der Arbeitssituation Einfluss und sind aus diesem Grund entscheidende Akteure bei der Lösung des Problems der seit über zehn Jahren stetig steigenden Anzahl der Erkrankten. Doch sind sie sich dessen bewusst? Äußern sie sich im Zuge der öffentlichen Debatte, bei welcher sie mehrheitlich in der Kritik stehen, öffentlich im Rahmen ihrer Unternehmensberichterstattung hierzu und wenn ja, wie?
Das im SpringerGabler-Verlag erschienene Fachbuch „Psychische Gesundheit als Tabuthema in der Arbeitswelt“ zeigt auf, warum ein Thema mit solch hoher ökonomischer und gesellschaftlicher Brisanz im Reporting nicht fehlen sollte und inwieweit es in gesetzlichen Berichtspflichten, Reporting-Standards und Kodizes bereits berücksichtigt ist. Die Publikation beschränkt sich jedoch nicht auf die theoretische Herleitung und Begründung der Relevanz des Themas. Anhand einer ausführlichen Analyse der Berichterstattung der DAX 30, die alle relevanten, öffentlich zugänglichen Quellen wie Geschäftsberichte, Nachhaltigkeits- und Personalberichte sowie die Darstellung der Unternehmen im Internet umfasst, wird deutlich, welche der DAX 30-Unternehmen das Thema umfassend adressieren. Die Analyse basiert auf einem Analyseraster aus 25 Einzelkriterien, die relevante Aspekte eines nachhaltigen Personal- und eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements ebenso abdecken wie Anforderungen verschiedener Reporting-Standards und Unternehmenswettbewerbe zum Thema Gesundheit.
Die Analyse zeigt auf, ob und wie Unternehmen das Thema in ihrer Berichterstattung aufgreifen. Ein Leitfaden, der wesentliche Aspekte im Zusammenhang mit dem Thema psychische Gesundheit in Form von Fragen aufgreift und durch positive Beispiele aus den DAX 30 ergänzt soll zeigen, wie das Thema bestmöglich in die bestehende Berichterstattung der Unternehmen integriert werden kann.
→ Psychische Gesundheit als Tabuthema in der
Arbeitswelt, Juni 2013, 500 S., Springer Gabler Verlag, ISBN 978-3-658-02129-0, Bestellung bei www.springer.com
→ Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt,
Reihe Springer Essentials, Januar 2014, 45 S., Springer Gabler Verlag, ISBN 978-3-658-04415-2, Bestellung bei www.springer.com
hat Romanische Philologie, Kommunikationswissenschaften und Jura in München und Argentinien studiert und ist ausgebildete Redakteurin. Sie ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Marketing und Unternehmenskommunikation großer Unternehmen verschiedener Branchen tätig und hat diese Expertise durch einen MBA zum Thema Nachhaltigkeit ergänzt. Derzeit ist sie mit federführend für das Thema Corporate Responsibility eines großen Wirtschaftsunternehmens und engagiert sich ehrenamtlich bei FINE Frankfurter Institut für nachhaltige Entwicklung. Als berufstätige Mutter zweier Kinder sind ihr viele Aspekte des Arbeitslebens, die mit dem Thema psychische Gesundheit zusammenhängen, in ihren positiven wie negativen Auswirkungen vertraut, so z.B. die zunehmende Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Die Publikation wurde als Abschlussarbeit für die Professional School der Leuphana Universität Lüneburg erstellt.
Nicole Roschker ist autorisierte Prozessberaterin des Förderprogramms für Klein- und Mittelständische Unternehmen „unternehmensWert: Mensch“ , gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds. Sie begleitet Unternehmen und Organisationen bei Veränderungen zu den Handlungsfeldern Führung & Kultur, Chancengleichheit & Diversity, Gesundheit, Wissen & Kompetenz.
Kontakt: roschker@fine-institut.de